Was früher den Fluglotsen und der Luftraumüberwachung vorbehalten war, hat sich seit kurzem auch für Privatpersonen erschlossen: die Echtzeitverfolgung von Flugzeugen über das Internet. Nicht nur Luftfahrtfans und Spotter nutzen Angebote wie Flightradar24, sondern auch immer mehr Passagiere oder deren Abholer. Wir blicken für Sie hinter die Kulissen und beantworten, warum nicht alle Flüge angezeigt werden.
- Ein Bericht von Michael David -
In den USA gibt es schon seit längerem Online-Angebote, wie beispielsweise FlightAware, auf denen Flüge in Echtzeit zu verfolgen sind. Eine Besonderheit des amerikanischen Rechts ist allerdings, dass die dargestellten Flüge in der Regel fünf Minuten verzögert dargestellt werden müssen.
Vor einigen Jahren hat sich auch in Europa die virtuelle Flugspurenaufzeichnung durchgesetzt. Waren es zuvor französische und britische Anbieter, die anfänglich den Luftraum Westeuropas abdeckten, sorgte die aus Schweden stammende Webapp „Flightradar24.com“ (in Folge FR24 genannt) für eine flächendeckende Ausbreitung an Empfangsstationen, dass mittlerweile weite Teile der Welt erfasst werden können. Nordamerika, Europa, Australien, selbst mittlerweile der Atlantik, der Pazifik und das Nordmeer gelten als nahezu vollständig erfasste Regionen. Selbst in arabischen, asiatischen und afrikanischen Regionen wächst die Zahl der Empfangsstationen, die maßgeblich für die gezeigten Daten und Werte sind, stetig.
Zauberwort ADS-B
Voraussetzung, dass Flugbewegungen überhaupt in gesetzlich erlaubten Rahmen in Echtzeit auf FR24 dargestellt werden können, ist die technische Ausstattung des Luftfahrtzeuges mit dem System „Automatic Dependent Surveillance – Broadcast out“, kurz ADS-B bezeichnet. Diese automatische bodenabhängige Überwachung zur Ortung und Überwachung sendet in Übertragungsraten bis zur einer Sekunde unverschlüsselte Daten aus, die sich neben der Flugsicherung auch die Webdienste zum Nutzen machen. Seit einigen Jahren gehören ADS-B-Transponder mit einer Ausstrahlungsreichweite von bis zu 200nm (ca. 370 Kilometer) zur Standardausstattung von Verkehrsflugzeugen, aufgrund einer mittelfristig geplanten Verpflichtung werden auch immer mehr ältere und kleinere Flugzeuge, auch Privat-, Militärflugzeuge und Helikopter mit ADS-B nach- bzw. ausgerüstet. Dies ist auch ein Grund, warum nicht alle Flugzeuge dargestellt wurden/werden, wobei sich die Anzahl nicht dargestellter Flugzeuge speziell im gut erschlossenen Abdeckungsgebiet Österreichs laufend erhöht.
Wie kommen die Daten auf den Bildschirm
Jedes Flugzeug erhält seine Positionsdaten über GPS und gibt diese über den ADS-B-Transponder zusammen mit anderen Metadaten wie Flughöhe, Geschwindigkeit über Grund und flugzeugbezogenen Daten in der Frequenz 1090 MHz weiter. Am Boden werden diese Daten von ADS-B-Receivern empfangen, die nicht nur von Flugsicherungen, sondern auch von Privatpersonen betrieben werden. Da diesen Daten unverschlüsselt gesendet werden und somit nicht unter das Funkfernmeldegesetz fallen, bewegen sich die Betreiber länderabhängig zumindest in einer rechtlichen Grauzone. Zur Zeit sind über 2.000 Bodenstationen weltweit bekannt, welche Empfangsdaten über die Server der Webdienste FR24 weiterleiten, so dass sie beim Nutzer nahezu in Echtzeit (Verzögerung maximal weniger Sekunden) angelangen.
Warum werden Flugzeuge oft nicht bis zur Landung dargestellt
Für die Qualität empfangener Daten ist die Topografie eines Gebietes entscheidend. Ein Merksatz ist zum Beispiel, je weiter weg ein Flugzeug ist, desto höher muss es fliegen. Speziell in Österreich braucht es daher eine Vielzahl an Bodenstationen, um Flugzeuge auch in der unteren Lufträumen darstellen zu können. Heißt: je näher eine Empfangsstation am Flughafen eingerichtet ist, desto besser die Empfangsqualität, die ein Flugzeug sogar bis zur Parkposition visuell darstellen kann. Aber Achtung: dieses „Service“ ist nur dann geboten, solange flughafennahe Bodenstationen für den ADS-B-Empfang auch eingeschaltet sind.
ADS-B und MLAT – das ist die Frage
Wie erwähnt, ist eine Vielzahl von Flugzeugen mit ADS-B-Receivern ausgestattet, die diverse Parameterdaten des jeweiligen Fluges aussenden. Um aber auch Flugzeuge in den Flugradar-Webdiensten darstellen zu können, die über keinen ADS-B-Transponder, allerdings über einen ModeS-Transponder verfügen, bedarf es ein weiteres System. Dieses wurde von den Entwicklern in fast 2 Jahren Arbeit geschaffen und „Multilateration“ oder kurz „MLAT“ genannt. MLAT errechnet die Position eines Flugzeuges anhand seiner ModeS-Daten. Dazu sind mindestens vier MLAT-fähige Bodenstationen in einem Gebiet von etwa 250km Radius nötig, um entsprechend qualitative Positionsdaten mit einer Abweichung unter 100 Metern zu liefern. Ebenfalls aus topografischen Gründen können in der Regel mit MLAT nur Flüge über eine Flughöhe von 10.000ft (FL100) dargestellt werden, für die Flugbereiche darunter würde ein engmaschiges Netz von mind. vier MLAT-Empfangsstationen benötigt, um eine möglichst Abdeckung erreichen zu können. Aus technischen Gründen ist die Umsetzbarkeit derzeit noch nicht möglich.
Flugzeugmuster, wie CRJ 200/700, MD-80, ältere B737 Old Generation, Antonov, Dornier, Fokker oder Privatflugzeuge, welche über MLAT erfasst werden, sind in den Webdiensten unter dem Begriff „Radar T-MLAT“ bezeichnet und nur mit Positionsdaten dargestellt. Für die spezifische Information, um welches Flugzeug es sich handelt, senden ADS-B-, als auch MLAT-Transponder sogenannte Hexcodes aus, die einmalig einem Flugzeug zugeordnet sind und Rückschlüsse auf Baumuster und aktuelle Immatrikulationsnummer (Kennung, Registration) zu lassen.
Spezifikum Linz
Mit der obigen Erläuterung sollte jetzt klar sein, warum manche Flüge (etwa Linz-Wien/Wien-Linz) nicht oder nur selten am Flugradar dargestellt werden bzw. einige andere Flüge unter etwa 10.000 Fuß plötzlich am Flugradar verschwinden. Somit besteht kein Zusammenhang mit dem blue danube airport linz an sich, da der Großteil der ADS-B/MLAT-Bodenstationen von privaten Eigentümern betrieben werden, teilweise nur stundenweise. Die Anschaffungskosten für entsprechende Bodenempfangsstationen schlagen sich mit mehreren hundert oder auch tausenden Euro zu Buche.
Weil einige Airlines alphanummerische Callsigns (zB DLH06M für LH1257 Linz-Frankfurt oder AUA25TU für OS205 Linz-Düsseldorf) verwenden, haben wir in unserem VFFL-Wochenflugplan einen direkten Link auf die Darstellung jeweiligen Flüge im Webdienst FR24 eingeführt, der den Interessierten helfen soll, Flüge von/bis Linz schneller am Flugradar zu finden.
Der Webdienst FR24 ist grundsätzlich kostenlos, bietet aber über eine Premium-Mitgliedschaft zu einem kleinen Jahresbeitrag zusätzliche Möglichkeiten, wie eigene Suchkriterien abzuspeichern. Über die Apps (Android oder iOS) besteht für Premiummitglieder zu dem die Möglichkeiten, Alarme für bestimmte Flugzeuge, Flüge etc in einem bestimmten Bereichen (zB OÖ Zentralraum) zu definieren, welche danach automatisch am jeweiligen Gerät (Mobiltelefon, Tablet) angezeigt werden.