Hallo zusammen, mein Name ist Robert Dunzinger und ich bin Senior First Officer auf der B747. Mit meinen „News aus dem Cockpit“ möchte ich euch in unregelmäßigen Abständen einen kleinen Einblick in meine Arbeit als Pilot geben. Mein Job bringt mich in alle Kontinente der Welt, wo ich sehr interessante Einblicke in die verschiedensten Länder und deren Kulturen bekomme. Wie kam es eigentlich dazu, dass ich jetzt mit dem Jumbo um die Welt fliege?

Aufgewachsen bin ich in der schönen Gemeinde Hartkirchen in der Nähe von Eferding, ganz zufällig auch in der Nähe des Flugplatzes von Eferding. Ich erinnere mich noch an unzählige Radtouren, die wir damals als Famile zum Flugplatz machten. Vielleicht wurde ich damals schon ein wenig mit dem Aviation Virus angesteckt.

Der größte Teil meiner Kindheit und Jugend war aber vom Sport bestimmt. Zuerst habe ich für den Hartkirchner Verein Schirennen bestritten. Durch einen Blinddarmdurchbruch fand ich jedoch zu meiner größten sportlichen Leidenschaft, den Radsport, den ich bis zu meinem 21. Lebensjahr leistungssportmäßig zuletzt beim RC Wels betrieben haben. Der Radsport, sei es auf dem MTB oder Rennrad begleitet mich auch jetzt noch als Ausgleich zu meinem Job.

Beruflich startete ich mit einer Lehre zum Elektroanlagentechniker bei der Firma Rosenbauer, doch der Wunsch fürs fliegen wurde immer größer und ich fasste 2009 den Entschluss mich nach geeigneten Möglichkeiten für die Pilotenausbildung umzusehen.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten eine Pilotenausbildung zu machen. Man kann die Ausbildung bei einer großen Fluglinie machen, die einem zwar die Ausbildungskosten vorstreckt jedoch hat man dann eine langjährige Bindung an das Unternehmen wo die Ausbildungskosten dann monatlich abgegolten werden. Dann gibt es auch noch die Variante der selbstfinanzierten Ausbildung. Vorteil ist, dass man sich so bei verschiedensten Firmen bewerben kann, Nachteil jedoch dass man keine Jobgarantie hat.

Ich habe mich für die zweite, flexiblere Variante entschieden. Absolviert habe ich die gesamte Ausbildung in 14 Monaten bei der AeronautX Luftfahrtschule in Linz Hörsching (mittlerweile am Flugplatz Wels).  Diese Flugschule hat einen sehr guten Ruf und hat seine Absolventen schon bei den renommiertesten Airlines untergebracht. Mittlerweile bin ich dort auch als Lehrer in der Theorie und am Simulator tätig.

Wie sieht so eine Pilotenausbildung im Detail aus? Es gibt verschiedene Blöcke die es zu absolvieren gilt. Alles beginnt mit dem PPL (Privatpilotenlizenz) inkl. Funkerzeugnis, dann CPL (Berufspilotenlizenz) und ATPL (Linienpilotenlizenz, nur Theorie). Dazwischen wird die Instrumentenflugberechtigung erworben (Simulator und Flugzeug). Es werden insgesamt 14 Fächer in der Theorie bei der Austro Control in Wien abgeprüft, wie zum Beispiel Meteorologie, Navigation oder Luftrecht usw. Alles in allem eine, in sehr kurzer Zeit doch sehr herausfordernde Ausbildung aber absolut machbar.

Nach absolvierter Ausbildung beginnt die Jobsuche. Die Luftfahrt unterliegt alle paar Jahre sehr hohen Schwankungen was den Bedarf an Piloten angeht, insbesondere in der speziellen Situation die wir jetzt gerade haben.

Mein erster Job führte mich in die Schweiz, genauer gesagt nach Bern zu SkyWork Airlines. Eine mittlerweile nicht mehr existierende Regionalairline mit damals bis zu 8 Flugzeugen des Typs Dornier 328 and Dash 8-400. Mir wurde eine Stelle als Copilot auf der Dornier 328 Prop angeboten.

Nicht nur aus Passagiersicht ein tolles Flugzeug, auch für uns Piloten ein perfektes Arbeitsgerät mit viel Leistung und moderner Technik.

Dieser erste Job brachte viele Starts und Landungen an bis zu 20 verschiedenen Destinationen mit sich,  was gerade am Beginn einer fliegerischen Karriere sehr wichtig ist.

Als junger Copilot träumt man natürlich immer von den großen Jets wie B747 oder B777.

Anfang 2017 erfüllte sich dieser Traum für mich als ich meine Stelle als First Officer bei einer isländischen Airline antrat. Gerade am Anfang war das alles noch sehr unreal für mich, da ich vorher noch nie eine B747 aus der Nähe bestaunen konnte und an die Ausmaße gewöhnt man sich erst nach einer gewissen Zeit J  Nach mittlerweile ca. 4,5 Jahren bin ich Senior First Officer, das heißt wenn der Kapitän im Reiseflug seine Pause macht, vertrete ich ihn und  teile ich mir das Cockpit mit einem First Officer oder Second Officer. In der Regel bin ich immer für ca. 3 Wochen am Stück unterwegs und dann wieder 3 Wochen zuhause. Diese Art von Dientsplan ist für mich das bestmögliche was es gibt.

Hoffentlich kann ich diesen schönen Job noch sehr lange machen.

Ich hoffe ich konnte euch einen kleinen und interessanten Einblick in meine bisherige Laufbahn geben.

Bis zum nächsten Mal aus dem Cockpit

Robert Dunzinger

Text & Foto: Robert Dunzinger zVg