Unweit der oberösterreichischen Grenze befindet sich seit 1935 der Flugplatz Plana, besser bekannt als Flugplatz Budweis oder Letiště České Budějovice in der tschechischen Sprache. Schon seit Jahren geistern immer wieder Meldungen über einen Ausbau zu einem Verkehrsflughafen durch die böhmischen sowie heimischen Medien. Die letzten Schlagzeilen waren für die Projektbetreiber allerdings nicht allzu positiv.
Rückblick. 1935 wurde im böhmischen Kleinort Planá, wenige Kilometer von Budweis entfernt, ein kleines Zivilflugfeld angelegt, der den dort ansässigen Aeroklub als Ausbildungsstätte dienen sollte. Mit dem Anschluß Österreichs lag plötzlich das deutsche Reich direkt vor der Haustüre, wodurch der Flugplatz als Standort für mehrere Abfangjäger des Wachflugkörpers verwendet wurde. Mit der deutschen Besetzung der Tschechoslowakei kam der Flugplatz Planá in den Verwaltungsbereich der reichsdeutschen Wehrmacht, die eine große Ausbildungsstätte mit Pilotenschulungen auf zehn Flugzeugtypen, darunter die Messerschmidt Me-262, errichteten. Mit dem Vordringen der allierten Truppen ab Mitte 1944 wurde der Flugplatz somit auch ein Angriffsziel, dabei wurden sowohl Technik als auch Flugzeuge zerstört.
Nach dem 2. Weltkrieg bezog das 312. Tschechoslowakische Jagdfliegergeschwader der Royal Air Force Stellung in Planá. Unter anderem wurde von tschechischen Piloten die MK IX Spitfire Offiziellen aus Israel präsentiert. 1947 richtete die tschechoslowakische Fluggesellschaft CSA regelmäßige Flugverbindungen nach Prag ein. Mit einer Reorganisation der tschechoslowakischen Verteidigungsstrategie wurde Planá ab 1950 zu einem Militärflugplatz sowjetischen Bau- und Betriebsmusters umgewandelt und diente fortan als Stützpunkt des 1. Jagdfliegerregiments. Während der Zeit des Warschauer Paktes wurde die Landebahn mehrmals auf die heutige Länge von 2500m ausgebaut. Über die genauen Daten, welche Flugzeuge in dieser Zeit seitens der tschechoslowakischen Streitkräfte tatsächlich stationiert waren, gibt es widersprüchliche Informationen, zur Grenzverteidigungen waren dort aber sowohl Hubschrauber als auch Strahlflugzeuge stationiert. Mit dem Zerfall des Warschauer Paktes und anschließendem Fall des eisernen Vorhanges nahm die Bedeutung Planás als Militärflugplatz ab, die letzten Geschwader wurden abgezogen und der Flugplatz Ende 2005 endgültig vom Militär geräumt.
Zur künftigen zivilen Nachnutzung wurde das Gelände in eine der Stadt Budweis zugehörigen Betriebsgesellschaft übergeben. Seit März 2008 verfügt diese über eine Lizenz für einen Betrieb eines nicht-öffentlichen internationalen Flughafens mit Außengrenze. Darüberhinaus wurde ein Ausbaukonzept beschlossen - im Übrigen mit Hilfe der böhmischen Tochter einer oberösterreichischen Bank - welches mit insgesamt 20 Millionen Euro budgetiert ist und den Neubau eines Passagierterminals und die Modernisierung der Piste sowie der Rollweg vorsieht. Dieses Konzept wurde für einen Betrieb eines Flughafens mit etwa 600.000 Passagieren jährlich ausgelegt und als Regionalflughafen der Region Südböhmen-Waldviertel-Mühlviertel. Flugzeuge bis Größenordnung Airbus A320 bzw. Boeing 737 sollen künftig sowohl im Linienflug-, als auch im Charterflugbereich ab Budweis unterwegs sein.
Ausbauplan Flugplatz Planá
Einen Rückschlag erlitt das Projekt, welches aus tschechischer Sicht sehr ambitioniert klingen mag, als die Europäische Union bereits zugesagte Fördermittel für den Flugplatzausbau wieder zurückzog. Schnell wurden auf tschechischer Seite Stimmen laut, dass der Linzer Flughafen Druck auf die EU gemacht hätte, was seitens der Linzer Flughafenleitung bereits dementiert wurde. Ungeachtet davon, ist der Flughafenausbau in Budweis auch kritisch zu betrachten.
In der Region Südböhmen leben in etwa 600.000 Menschen, zusammen mit den Grenzregionen auf österreichischer Seite wohl kaum mehr als 900.000 Menschen. Obwohl rund um Budweis in den letzten Jahren auch wirtschaftlich kräftig expandiert wurde, zeigen sich einige Experten - auch auf böhmischer Seite - sehr skeptisch darüber, ob Budweis tatsächlich einen Flughafen dieser Größe benötigt. Das Einzugsgebiet Budweis überschneidet sich nicht nur mit dem des Linzer Flughafens, der sich gerne in der Rolle des "Heimatflughafens" von Südböhmen sieht (siehe entsprechende Informationen wie Homepage in tschechischer Sprache), sondern auch mit der Einzugsregion des Flughafens Brno (Brünn). Durch den weiteren Ausbau der Verkehrswege auf tschechischer und oberösterreichischer Seite, wie die S10 im Mühlviertel, fällt somit die Begründung weg, Budweis wäre landseitig zu schlecht an die Flughäfen in der Umgebung angebunden.
Auf der anderen Seite sind die Bestrebungen der Region Südböhmen durchaus verständlich, sich als Grenzregion zu einer neuen und starken Wirtschaftsregion zu erheben. Während den Jahrzehnten, in denen man durch den "eisernen Vorhangs" von Österreich getrennt war, war man nicht nur geografisch eine Grenzregion. Durch die Grenzöffnung kamen einige österreichische Betriebe in die Region, die widerum weitere neue anlockten. Budweis sah sich bald nicht nur als Hauptstadt des Verwaltungsgebiets Südböhmen, sondern auch als Zentrum für eine Region, die weit bis ins Mühl- und Waldviertel reicht. Wirtschaftliche Kooperationen entwickelten somit auch die Idee für einen eigenen Regionalflughafen, der als Sprungbrett regionaler Betriebe dienen soll. Auch von außen her ist der Flughafen so konzipiert, den Markt Südböhmen als Wirtschaftsstandort attraktiv zu machen. Nicht nur rund um den Flugplatz liegen weite Flächen für mögliche Betriebsansiedelungen im Dornröschenschlaf. Mit dem Vermerk, wie auf tschechischer Seite gerne betont wird, dass manche Verfahren schneller und unkomplizierter abzuwickeln sind, als auf österreichischer Seite. Wogegen vorallem die oberösterreichische Seite gerne kontert, dass im Raum Linz mehr Facharbeiterqualität zur Verfügung steht.
Alles in allem dürfte das letzte Wort zum Flughafen Budweis noch lange nicht gesprochen sein, da die Tschechen gegen den Entscheid der EU Einspruch einlegen und sonst das Projekt über Privatinvestoren stemmen wollen. Ob das Projekt letztendlich im geplanten Ausmaß realisiert werden wird, bleibt abzuwarten. Eine Sanierung der heutigen Flugplatzeinrichtungen ist unabhängig eines verkehrsmäßigen Ausbaus, um den Standort generell zu erhalten. Dies steht allerdings eher weniger im Interesse der Region Südböhmens, sondern im Interesse jener Fliegerklubs, die den Flugplatz Budweis gerne als Basis oder als beliebtes Streckenreiseziel im Sportfliegerbereichs verwenden.
Text: Michael David
Fotos: Flugplatz Budweis