Diesen Sommer war die neue Charterflugverbindung von Linz an die Schwarzmeerküste nach Burgas nicht nur bei den oberösterreichischen Urlaubern sehr beliebt, auch für die heimischen Planespotter war dieser Flug Dienstag morgens ein wahrer Pflichttermin durch die eingesetzte und mittlerweile sehr selten gewordene McDonnell Douglas MD82. Für einen Spotter unter ihnen war jedoch ein Tagesflug von Linz nach Burgas ein ganz besonderes Highlight: Michael David, von Freunden auch "MD" genannt.
Ein Tripreport von "MD82" über eben diese "MD82"
Vielleicht war es Zufall, dass mich meine Eltern Michael nannten und mir im Jahr 1982 das Licht der Welt schenkten. Zu diesem Zeitpunkt war ihnen wohl auf jeden Fall nicht klar, dass die Zusammensetzung der Initialien M(ichael) D(avid) und mein Geburtsjahr (19)82 einmal eine ganz besondere Bedeutung und ein ganz besonderes Naheverhältnis zu einem Flugzeugtyp, eben jener MD82 von McDonnell Douglas, bekommen würde.
Gerade weil die MD-80 mittlerweile zur Legende geworden ist und in Europa durch Lärmvorschriften und gestiegener Erwartungen in Sachen Wirtschaftlichkeit ganz selten auf Europas Flughäfen anzutreffen ist, war es mir ein besonderes Erlebnis noch einmal einen Flug mit der MD82 absolvieren zu können.
So buchte mich mein langjähriger Freund und Wegbegleiter Jürgen Stiglmair am Dienstag, 06. September 2016 auf den letzten möglichen Hinflug des Charterfluges BUC2140 der Bulgarian Air Charter von Linz nach Burgas ein. Nach einem mehrstündigen Aufenthalt am Flughafen des bulgarischen Ferienorts, den ich unter anderem mit der Besichtigung anderer Klassiker der (osteuropäischen) Luftfahrt verbrachte, ging es zurück nach Wien. Ebenfalls mit einer MD82 der bulgarischen Charterfluggesellschaft und ebenfalls bei uns Luftfahrtenthusiasten beliebten Sitzreihen jenseits 30!
Nun lasse ich aber die Bilder sprechen:
Bulgarian Air Charter setzt als nahezu einzige und letzte Ferienfluggesellschaft bis zu 12 McDonnell Douglas MD-82 ein
Nur mehr eine einzige, die LZ-LDY, hat einen klassischen "spitzen" Heckkonus noch aus der Zeit des Mustervorgängers DC-9
Abgesehen von der Boeing 717 und MD-90, deren kommerzielle Erfolge ausblieben, war die MD-80-Serie das letzte Mittelstreckenmuster mit zwei Triebwerken am Heck und somit einer einzigartigen Silhouette
Die Triebwerke JT8D-217/219 von Pratt & Wittney sorgten für genügend Schub, um die MD82 bis zu 3.800km weit fliegen zu können. Dadurch wurde die MD-82 zu einem weltweit sehr beliebten Reiseflugzeug ab ihrer Erstauslieferung Mitte 1981 unter anderem bei American Airlines, Swissair, Alitalia, SAS, Finnair und auch der heimischen Austrian Airlines
Mit ihrer einziehbaren Gangway im vorderen Bereich des Rumpfes war die MD-82 insbesondere auf kleineren Flughäfen sehr autark, was etwa die Austrian Airlines am Strecken in den Nahen Osten sehr gern nutzte
Legendär und bei jenen Flugzeugfans, welche die MD80-Ära hautnah erlebt haben, noch immer sehr beliebt ist der Einstieg über die ausziehbare Stiege am Heck zwischen den Triebwerken
Je nach Bestuhlungsvariante bietet die MD80 noch vier bis sechs Passagieren auf der linken Seite zwischen hintere Galley und Toilette Platz
Auf der rechten Flugzeugseite findet sich eine Dreier-Sitzreihe
"Bordverpflegung" bei Bulgarian Air Charter
Klassisches Kabinendesign der 1980'er Jahre. Damals ging es auch sehr bequem ohne hochmodernes LED-Lichtkonzept und persönliches Inflight-Entertainment zu. Aus Gründen der Lastverteilung werden bei geringer ausgelasteten Flügen nach wie vor die meisten Passagiere im vorderen, besonders leisen Kabinenbereich untergebracht
Von einem solchen Sitzabstand kann man selbst in modernen Flugzeugen von Airbus, Boeing oder Embraer nur träumen. Mittlerweile kann ich mit Dankbarkeit sagen, mit Flugzeugmustern wie Airbus A330, A340, A350, A380 bzw. Boeing 737NGm, Boeing 747, Boeing 777 und selbst der Boeing 787 Dreamliner geflogen zu sein, in Sachen Bequemlichkeit kann die MD82 durchaus mithalten.
Die Bedienelemente für den jeweiligen Sitzplatz versprühen auf jeden Fall noch den Charme der 1980'er Jahre, erfüllen aber wie eh und je ihren Zweck
Zum Zeitpunkt der Indienststellung der MD82 galt das Cockpitlayout als sehr fortschrittlich
Ehemalige MD80-Piloten schwärmen noch heute von ihrem damaligen "Arbeitsplatz"
Das Höhenleitwerk aus ganz besonderer Perspektive
Video vom Start in Linz in Richtung Burgas auf Runway 26 - am besten Lautsprecher auf "vollen Schub"
Bei Passagieren eher gefürchtet und verhasst, bei den Flugzeugenthusiasten aber besonders beliebt: die Sitzreihe an den Hecktriebwerken
Durch die relativ schlanken Tragflächen ist bei der MD80 gute Sicht nahezu von allen Sitzreihen (außer jenen direkt an den Tragflächen) gegeben
Landeanflug auf Burgas
Kein Bild aus 1986, sondern 20 Jahre später aus 2016! Boeing 727 und McDonnell Douglas MD-82 gleichzeitig am Flughafen Linz
Bulgarian Air Charter möchte langsam die MD-82, alle aus ehemaligen Beständen der Alitalia und etwa 23 bis 26 Jahre alt, gegen modernes Fluggerät des Typs A320 abtauschen. Es bleibt abzuwarten, wie lange die MD82 daher noch auf Flügen von und nach Bulgarien zu sehen sein wird
Abschließend noch ein paar Impressionen aus Burgas:
Abgestellte Tupolev Tu-154B-2 der Balkan Bulgarian Airlines
Ilyushin Il-14
Antonov An-12BK
Antonov An-24
Antonov An-2
Antonov An-14
Bei solchen Momente weiß man, warum man dieses leidenschaftliche Hobby so gern betreibt
Fotos & Text: Michael David