Wie erwartet kündete heute der neue Austrian-CEO Jaan Albrecht ein massives Sparprogramm für die kommenden Monate an, um die österreichische Lufthansa-Tochter endlich sanieren zu können. Der Verein der Freunde des Flughafens Linz hat sich das Sparprogramm und seine eventuellen Auswirkungen auf Oberösterreich näher angesehen.
Ein Kommentar von Michael David
Nun ist sie raus aus dem Sack, die Katze. Wurde schon vor einigen Wochen darüber gemunkelt und in den letzten Tagen auch öffentlich spekuliert, liegt nun das Sparprogramm der Austrian auf dem Tisch. Nicht überraschend ist dabei, dass man wieder einmal die Personalkostenschraube anzieht und mit jenen Zulieferfirmen über bessere Preise verhandeln möchte, die allerdings zeitgleich auch die besten Partner der Austrian seit jaher waren, sind und hoffentlich auch bleiben. Intern hat sich der Vorstand jedenfalls die Messlatte selbst ordentlich hoch gelegt, wenn man einen bereits mehrfach heiß umstrittenen Kollektivvertrag aufschnüren und offen sowie transparent mit der Belegschaft neu verhandeln will. Diese Sachverhalte, so wichtig sie auch im Gesamten für die Austrian auch sind, sind für meinen Geschmack einfach zu komplex, um von Außen her kommentiert und gute Ratschläge erteilt zu werden. Jedenfalls werden die nächsten Wochen selbst in der kalten Jahreszeit für alle Seiten ziemlich "heiß" und auch vieles an der Öffentlichkeit ausgetragen. Es bleibt zu hoffen, dass dies nicht letztendlich am Rücken der Kunden ausgetragen wird - dies wäre gerade in einem von sehr unsicheren Prognosen begleiteten Jahr starkes Gift für alle Bemühungen.
Was ändert sich speziell für den Flughafen Linz? Auf dem ersten Blick eigentlich wenig. Der sonst übliche Rotstift bei den Bundesländerabflügen wurden diesmal nicht gezückt, wenn auch man als neutraler Beobachter betonen muss, es wäre auch nicht mehr viel zum Streichen vorhanden gewesen. Geht man ins Detail, so erkennt man durchaus Punkte, die für die Bundesländerairports und somit auch für Linz Folgen haben werden:
Die sichbarste Folgen wird zweilfelsohne die Ausflottung der Boeing 737 ein, die noch in diesem Jahr über die Bühne gehen wird. Es ist zu erwarten, dass zumindest die Boeing 737-800 noch bis Jahresende verbleiben wird um das geplante Charterprogramm im Sommer 2012 bewältigen zu können. Auch in Linz sind wieder einige Griechenland-Flüge mit diesem Typ eingeplant, doch diesmal zum letzten Mal. Als Ersatz der 11 Boeing 737 werden je nach kurzfristiger Marktentwicklung bis zu sieben neue Flugzeuge der Airbus A320 Serie aus Lieferoptionen der Mutter Lufthansa übernommen werden. Im Zuge dessen wird auch der Vertrieb der Charterfluglinie Lauda Air in die Austrian integriert, was wohl nichts anderes heißen wird, dass mit der Abgabe der letzten verbliebenen "echten" Lauda Air Maschine das nachwievor bekannte und populär "rote L" für immer vom Himmel verschwinden wird. Selbst wenn, wie seitens des Managements versichert wird, die Marke "Lauda Air" beibehalten werden soll, ist sie in Zukunft wohl nichts mehr anderes als ein Mittel ohne Wert. Es bleibt abzuwarten, wie intensiv die Austrian mit ihren Airbussen in Zukunft am heimischen Chartermarkt, vor allem in den Bundesländern, mitnaschen wird. Dass eine Ära aber zu Ende geht, ist sicher. Es gibt wohl wenige Oberösterreicher, die bisher nicht das Vergnügen hatten, mit einer Boeing 737 der Lauda Air in Urlaub geflogen zu sein.
Positiv ist hingegen die Initiative des AUA-Vorstands zu warten, im Zuge einer "erlösseitigen Expansion" auch verstärkt wieder heimische Firmenkunden in die rot-weiß-roten Flugzeuge zu holen, so wie es bereits Andreas Bierwirth vor wenigen Tagen in einem Interview mit den Oberösterreichischen Nachrichten angekündigte. Selbst wenn - wie so oft - eine derartige Ankündigung sich in keiner neuen Strecke auswirkt, könnte dies durchaus in kurzer und auch in weiterer Folge positiv für den Flughafen Linz und sein Verkehrsaufkommen werten zu sein. Mit entsprechend attraktiven Angeboten sollen auch in Oberösterreich wieder verstärkt Großkunden, die man in den letzten Jahren im Zuge des Focus-East an die Lufthansa und vor allem an allianzfremde Airlines ab München verlor, angesprochen werden. Mit der Einführung des Frühfluges aus und nach Wien kam man bereits einer langjährigen Forderung seitens der lokalen Wirtschaft nach. Nach eigenen Angaben zeigt man sich schon heute zufrieden mit seiner Entwicklung. Erlösseitig, wie man gerne betont. Auch für eine Austrian - gerade jetzt - zählen nur die nackten Zahlen der Buchhaltung, in der einfache Passagierzahlen keinen Wert darstellen. Eine Steigerung zufriedener Firmenkunden kann aber auch nur positiv zu sehen sein, immerhin könnte es dem neuen Flughafenslogan gelingen, wieder mehr Passagiere "von zu Hause aus" abzuholen.
Es bleibt für alle Beteiligten zu hoffen, dass dieses Sparpaket endlich greift und nicht wieder zum australischen Bumerang wird. Denn sonst wäre die seitens der Lufthansa in Aussicht gestellte Einflottung von insgesamt vier weiteren Boeing 777 noch das geringste Übel, sollte dies nicht eintreffen.
Michael David
Hinweis: dies ist ein persönlicher Kommentar, welcher sich nicht mit der Meinung des Vereins, seiner Mitglieder oder anderer Vorstandskollegen decken muss.