Nach 39 Jahren stellt Air Berlin endgültig ihren Flugbetrieb ein. Mit der Übernahme von NIKI-Anteilen durch Air Berlin spielte die deutsche Fluggesellschaft auch am blue danube airport linz eine Rolle, zum einen auf eigenen Charterflügen, Sub-Charter-Aufträgen für andere Airlines und natürlich den heftigst diskutierten Linienflügen nach Berlin. Wir haben für Sie die Geschichte der Air Berlin zusammengefasst.
Ein Kommentar von Michael David
Im Juli 1978 wurde Air Berlin vom ehemaligen Pan-Am-Pilot Kim Lundgren als Charterfluggesellschaft gegründet, die mit einer Boeing 707 am 28. April 1979 von Berlin nach Palma de Mallorca ihren offiziellen Erstflug hatte. Später wurde die betagte Boeing 707 durch zwei Boeing 737-200 getauscht. Der erste bekannte Flug nach Linz wurde am 27. September 1991 mit der damals neuen Boeing 737-4Y0 D-ABAB absolviert. Danach dauerte es ganze 10 Jahre bis wieder ein Flugzeug der Air Berlin, diesmal im Auftrag der Air Liberté Tunisie, am Flughafen unserer Donaustadt landete.
Nach dem Konkurs der Aero Lloyd, welcher massive Auswirkungen auch auf den Urlauberflugplan in Linz hatte, hob Niki Lauda durch die Übernahme der Österreich-Tochter Ende 2003 die neue Fluglinie FlyNIKI aus der Taufe, an der sich Wochen später Air Berlin mit 24% beteiligte. Schon damals hatte Air Berlin Beteiligungen an der Deutschen BA und LTU. Für sein persönliches Type-Rating auf dem Airbus A320 wählte Niki Lauda werbewirksam den Linzer Flughafen, begleitet von mehreren Reportern, aus. Allerdings dauerte es noch einige Monate bis Niki auch in Linz ein Flugzeug fest stationierte, mit dem es bis zu drei mal täglich zu verschiedensten Destinationen in Spanien, Griechenland und in die Türkei ging. An die erfolgreichen Aero-Lloyd-Zeiten konnte Niki trotz mehrmals wöchentlicher Anbindung an das Air Berlin-Drehkreuz in Palma de Mallorca nie so recht anschließen. Nach etwa 10 Jahren zog Niki das stationierte Flugzeug wieder aus Linz wieder ab und bediente Linz nur mehr inbound. Trotzdem spielte Niki bis zum letzten offiziellen Flug im Rahmen einer Saisonkette am 25. Februar 2017, ein Flug nach Teneriffa, und in unzähligen Einzelcharterflügen eine große Rolle am Flughafen Linz.
Eine "frühe" NIKI A320 auf einem Charterflug auf Linz (Foto: R. Lang)
Ein seltener Gast in Linz: Boeing 737-800 von Air Berlin (Foto: R. Lang)
Air Berlin selbst nahm die Destination Linz im Juni 2011 mit der Einführung von Linienflügen nach Berlin-Tegel aus. Ausgerichtet bereits auf den erhofften Umsteigerverkehr über den neuen Berliner Flughafen - der bis zum heutigen Datum nicht fertiggestellt werden konnte - kamen auf dieser Regionalstrecke Flugzeuge der Typen A319, A320 und B737-700 zum Einsatz. Eine eklatante Fehleinschätzung, wie sich herausstellte, konnte die Linienverbindung leider nie jene Erwartung in Aufkommen und Ertrag erfüllen, der bei Einführung der Strecke gesetzt wurde. Es zeigte sich, dass trotz Direktflugangebot weiterhin viele Passagiere aus dem Umfeld des Flughafens billigeren Flügen auf anderen Flughäfen den Vorzug gaben. Auch durch die spätere Umstellung auf das richtige und ideale Fluggerät für diese Strecke, der Dash 8Q-402 von LGW im Auftrag der Air Berlin, konnte die negative Ertragsbilanz auf der Strecke nie wett gemacht werden, sodass die bereits zu dieser Zeit kriselnde Air Berlin zum Ende des Sommerflugplan 2012 die Reißleine zog.
NIKI A320 in Air-Berlin-Hybridbemalung. Langsam sollte die "Niki-Fliege" verschwinden (Foto: J. Stiglmair)
Im Nachhinein ist man immer klüger: mit der Dash 8Q-400 von Beginn an hätte es die Linienflug nach Berlin wahrscheinlich länger gegeben (Foto: M. David)
Knapp 2 Jahre später keimte wieder die Hoffnung auf, die Berlin-Linie mit Air Berlin wieder realisieren zu können. Dies nicht ohne Grund, im Hintergrund hielten Flughafendirektor Kunesch und Aufsichtsrat Grubauer die Gesprächskanäle zur Air Berlin, insbesondere zum damaligen CEO Prock-Schauer, offen. Unglücklicherweise verließ der Österreicher Prock-Schauer, gerüchteweise nach großen internen Druck seitens Etihad Airways wegen schlechter Finanzergebnisse, just zu jenem Zeitpunkt die Air Berlin, als Alt-Landeshauptmann Pühringer im Rahmen eines Luftfahrttages eine Wiederauflage der Berlin-Strecke in Aussicht stellte. Bereits wenige Tage nach dieser "Ankündigung", die ihren Weg auch in die Medien fand, kam es zum großen Umbruch bei Air Berlin durch die Bestellung des neuen CEO Stefan Pichler, der die bereits ins Trudeln geratene Fluglinie über ein knallhartes Sparprogramm sanieren wollte. Für die nicht existierende Regionalstrecke Linz-Berlin war kein Platz mehr in den Überlegungen, offenbar zog das neue Management bei Air Berlin trotz aller Überzeugungsversuche den gescheiterten Erstversuch weit aus mehr in Relevanz. Bis zu letzt lotete man auf Linzer Seite dennoch alle Möglichkeiten aus, die - vor allem aus Teilen der Wirtschaft geforderten - Verbindung revitalisieren zu können. Leider vergeblich.
Letzter Saisonflug von Niki ab Linz - am 25.02.2017 Richtung Teneriffa (Foto: M. David)
The very last one: der allerletzte Start eines Flugzeuges der Air Berlin am Flughafen Linz, am 01. August 2017 um 23:45 als AB 6125 nach München (Foto: M. David)
Für Air Berlin war am 01. August 2017 mit einer Ausweichlandung aufgrund eines Gewitters in München offiziell in Linz "Schluss", 87 Tage später für die ganze Airline.
Im Rahmen eines Vereinsabend präsentierte sich Air Berlin/NIKI unserem Mitgliedern, ebenfalls konnten wir gemeinsam mit NIKI einen unvergesslichen Tagesflug nach Prag organisieren. Auch unsere Vereinsreise nach Kaliningrad und Danzig absolvierten wir mit Air Berlin. Und wohl jeder von uns dürfte seine persönliche Erinnerungen an Flüge mit Air Berlin und NIKI haben.
Text: Michael David
Zur Person: Michael David, beschäftigt sich seit ca. 25 Jahren intensiv mit der (regionalen) Luftfahrt in Österreich, insbesondere Linz, Vorstandsmitglied und Webmaster beim Verein der Freunde des Flughafens Linz, Initiator der Facebook-Plattform "Direkt ab Linz" und zeitweiser Autor von Beiträgen, Reportagen und Kommentaren im Online-Luftfahrtfachportal AustrianAviation.Net
Dieser Kommentar kann von der Meinung einzelner (Vorstands-)Vereinsmitglieder abweichen und stellt eine rein persönliche Denk- und Sichtweise dar